Der Hot Rod ist kein Hersteller spezifisches Auto, sondern eine Zusammensetzung aus verschiedenen alten Fahrzeugteilen, die zu einem zusammengebaut werden. Darum ist die Bezeichnung als Oberbegriff für derart „zusammengebastelte“ Wagen bis Baujahr 1952, deren Karosserie in Bezug auf Gewicht reduziert wird und im Gegenzug dazu ein leistungsstarker V8 Motor eingebaut ist. So viel zu den grundlegenden Fakten. Doch der Hot Road ist weit mehr als das. Im Zuge der Jahre entwickelte sich dieses spezielle Gefährt zu einem echten Kultobjekt mit viel Gestaltungsfreiraum bezüglich seines Aussehens und seiner Leistung und erfreut sich seit seiner Entstehung in den 30er Jahren größter Beliebtheit, sodass er auch heute in all seinen Facetten auf keinem Oldtimer Treffen fehlen darf. Was aber macht den Wagen eigentlich so besonders?
Seinen Ursprung hat der Hot Rod in Amerika zu Zeiten vor dem Zweiten Weltkrieg. Zunächst war die Anschaffung eines Automobils jenen vorbehalten, die das nötige Kleingeld dafür besaßen, denn jedes Fahrzeug wurde individuell den Wünschen und Bedürfnissen des Käufers angepasst. Das änderte sich schlagartig mit der Möglichkeit, in Serie produzieren zu können. Neuwagen wurden plötzlich erschwinglicher, aber auch in ihrer Optik einheitlicher. Als Ford schließlich im Jahr 1932 ein leichtes Modell mit vergleichsweise starkem Motor auf den Markt brachte und der Wunsch sowohl nach hohem Tempo als auch nach einer individuellen Karosseriegestaltung zusammen traf, war die Ära des Hot Road geboren, die schließlich in den 50ern seinen Höhepunkt erreichte. Das Auto galt zu jener Zeit als absolutes Must have und war gerade für die junge Generation ein Statussymbol – mit durchaus negativen Folgen. Schließlich wollte man mit seinem eigenen Wagen imponieren und das nicht nur mit seiner äußeren Erscheinung, sondern vor allem mit seinem Motor. Wie konnte man dies besser miteinander vergleichen als mit illegalen Straßenrennen, die nicht selten auch tödlich endeten? Auf diese Weise geriet sowohl eine ganze Generation junger Menschen als auch die eigentlich stets beliebten US Cars in einen unheimlich schlechtes Licht, bis schließlich sogar in Erwägung gezogen wurde, die Wagen zu verbieten. Doch stattdessen entschied man sich 1937 im sonnigen Kalifornien dazu, die Herstellung speziell für Rennen gefertigten Autos zu kontrollieren, damit sie wieder sicherer wurden und ihre Fahrer unversehrter ans Ziel brachten. Von da an hatte der Verein für Zeitmessung (kurz SCTA) ein Auge auf die Rennwagen und ihre Veranstaltungen.
Um dem negativen Image entgegen zu wirken wurde ab 1941 das erste Hot Road Magazin herausgebracht, das monatlich alle Interessierten über die neuesten und begehrtesten Modelle informierte. Auf diese Weise bot man dem Liebhaberstück eine neue Plattform um sich einem weitaus größeren Publikum als lediglich bei Autorennen zu etablieren. Natürlich ließen weitere Zeitschriften und Vereine wie der Hot Road Nationalbund (kurz NHRA) nicht lange auf sich warten und so gewann der Hot Road wieder an Ansehen.
Mit dem Ende der 50er Jahre wandelte sich der Hot Road von einer allseits beliebten Rennmaschine um zum Eyecatcher. Man achtete weniger auf den Motor als vielmehr auf die optischen Details jedes einzelnen Wagens und tauschte sich schließlich auf Treffen und Ausstellungen über die Eigenanfertigungen aus.
Grundlegend für die spezielle Variante der US Cars ist die Basis, die zumeist aus älteren Modellen wie dem Ford Modell T oder Modell A. Die beliebtesten Basismodelle stammten aus der Zeit zwischen 1932 und 1934. Typisch für den Hot Road ist die lange Front, unter der sich der Motor befindet und in Relation dazu das niedrige Dach mit ebenso schmalen Fenstern. Darüber hinaus verzichtete man damals auf allerhand „schnickschnack“, der dafür sorgte, dass das Auto bei rasanten Fahrten an Tempo verlor. Details wie Seitenspiegel, Scheinwerfer oder Kotflügel wurden einfach kurzerhand abmontiert. Über die Jahre hinweg haben sich die Ansprüche an den Wagen weiter entwickelt, sowohl Form als auch Leistungsstärke sind bei keinem anderen KFZ Modell unterschiedlicher als beim Hot Road.
Individualität ist das A und O beim Hot Road, das gilt natürlich allen voran für die Form der Karosserie. Beim Chopping werden die Dachsäulen des Autos verkürzt, was für ein niedrigeres Dach und eine verkleinerte Fensterfront sorgt. Darüber hinaus wird auf alles verzichtet, was die Geschwindigkeit vermindert, was damals zu Zeiten der Rennen einen wichtigen Faktor darstellte, heutzutage aber lediglich dem optischen Zweck dient.
Unter dem Begriff Channeling ist die Absenkung des gesamten Rahmens zu verstehen.
Beim Sectioning wird der Karosserie ein horizontaler Streifen entfernt.
Um höhere Geschwindigkeiten erzielen zu können, wird das so genannte Cleaning vorgenommen, also das Demontieren aller unwesentlichen Autoteile, auf die verzichtet werden kann.
Lowering oder Dropping ist das Tieferlegen eines Fahrzeugs.
In Bezug auf die Farbe und die Innengestaltung sind den Hot Rod Liebhabern keine Grenzen gesetzt. Die Modell typischste Lackierung sind wohl nach wie vor heiße Flammen auf schwarzem Grund. Doch auch hier sind über die Jahre hinweg die Geschmäcker in verschiedene Richtungen gegangen und somit ist allen Autobegeisterten mittlerweile eine große Gestaltungsfacette auf Oldtimer Treffen geboten. Grundlegend kann die Außengestaltung in folgende Klassifizierungen sortiert werden:
Bei den Resto Rods kommen die US Cars zeitgenössisch restauriert daher, es wird viel Wert darauf gelegt, das Fahrzeug so original wie möglich an die Zeit des Rock N Roll zu erinnern. Nicht selten sind diese Fahrer und ihre Anhänger stilgetreu im Rockabilly Dress unterwegs.
Die High – Tech Rods hingegen überzeugen durch neueste und modernste Technik, die sich sowohl von außen als auch im Wageninneren erkennen lässt. Hier trifft oldschool Form auf High End Ausstattung.
Die Old School Rods wiederum setzten gezielt auf alte Schule. Sie erinnern stark an die Modelle aus der Anfangszeit des Kultautos und wirken ganz der alten Schule entsprechend biederer und mehr old fashioned als die Resto Rods.
Street Rods sind die perfekte Symbiose aus einer retro Hülle und futuristischer Lackierung. Ob ein- oder mehrfarbig, voll verkleidet oder mit glänzendem, verchromten Motorblock, der Gestaltung sind hier absolut keine Grenzen gesetzt.
Zuletzt gibt es noch die Rat Rods. Wie der Name bereits erahnen lässt, sind die als Ratten bezeichneten Modelle optisch in einer ganz anderen Liga als die anderen Fahrzeugtypen. Hier stehen nicht Hochglanz oder Flammen in Puncto Karosserie im Vordergrund, sondern Rost. Alles, was auch nur im Entferntesten den Anschein erweckt, als sei das Auto deutlich in die Jahre gekommen und mehr als Schrott reif, findet hier seinen wohl verdienten Platz.
Jahrzehnte nach Rockabilly und Rock N Roll fand der Hot Road schließlich um 1980 herum auch im Westen Deutschlands immer mehr Anklang. Aber das nicht ohne Stolpersteine. Denn um ein solches Gefährt auf die Straßen zu bringen, bedurfte es auch hier einer entsprechenden Zulassung und die bekam man selbst für ein solches Kultauto nicht so ohne weiteres. Sowohl der TÜV als auch die Zulassungsstellen hatten ihre Startschwierigkeiten mit dem Hot Road, der nicht wie sonst für Kraftfahrzeuge üblich eines bestimmten Fabrikats angehörig waren, sondern „wild aus Einzelteilen zusammengewürfelt“ wurden. So erhielt man anfangs mit viel Glück und wahrscheinlich auch dem nötigen Vitamin B zumindest das rote Händlerkennzeichen, um mit dem Wagen ein bisschen vor der Haustür zu cruisen. Erst ab 1980 erschien der sogenannte „Euro Rod“ auf der Bildfläche und brachte den Wagen samt seinem Rockabilly Kult nach Europa. Man war dem Hot Road Marke Eigenbau (Kitcar) aufgeschlossener, gab es nun doch spezielle Hersteller, die sich auf die Produktionen von Ausbausets spezialisiert hatten, um den Hot Road auch für Deutschlands Straßen fahrtauglich zu machen. Danach galt es lediglich noch, Verbände wie die FIVA und den ADAC davon zu überzeugen, das Fahrzeug als historisch anerkennen zu lassen und schließlich war und ist der Hot Rod auch hier zu Lande nicht mehr von Oldtimer Treffs wegzudenken.
In Ostdeutschland hingegen kam der Kult um den Hot Rod erst so richtig mit der Wende in Fahrt, war man doch zuvor auf den guten alten Trabi oder Wartburg angewiesen. Ein Hot Rod in Ostdeutschland, das war vor dem Fall der Mauer noch undenkbar, ist heute zwar noch selten, aber längst kein Ding der Unmöglichkeit mehr.
Shop aktualisiert am:
08.11.2024